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Neurobiologie trifft Business: Warum dein Gehirn handgezeichnete Visualisierungen liebt

Unser Gehirn reagiert auf Bilder – aber nicht auf alle gleich. Es macht einen Unterschied, ob eine Visualisierung computergeneriert ist oder von Hand gezeichnet wurde. Warum das so ist, hat mit sogenannten Spiegelneuronen zu tun. Und genau diese Erkenntnis kannst du im Business-Alltag gezielt nutzen: bei Präsentationen, in Workshops, in Change-Prozessen oder in der Teamkommunikation.

Veröffentlicht: 20.06.2025 von Dana Rulf

TL;DR:
Handgezeichnete Visualisierungen aktivieren unser Gehirn stärker als digitale Grafiken, weil sie Spiegelneuronen ansprechen, Emotionen wecken und dadurch nachhaltiger wirken.

Business-Nutzen in einem Satz:
Wer in Präsentationen, Workshops oder Veränderungsprozessen mit handgezeichneten Bildern arbeitet, fördert Verständnis, Empathie und bessere Entscheidungen – weil das Gehirn aktiv „mitdenkt“.

Spiegelneuronen: Wenn du eine Bewegung nur siehst – und sie trotzdem «spürst»

Spiegelneuronen sind Nervenzellen, die aktiv werden, wenn wir eine Handlung ausführen. Und nicht nur das: sie werden auch aktiv, wenn wir anderen bei einer Handlung zusehen. Das heisst: Dein Gehirn erkennt nicht nur, was du siehst, sondern fühlt mit. Und zwar auch bei Bildern, nicht nur bei realen Menschen. Wenn du z. B. eine gezeichnete Figur beim Springen siehst, wird ein Teil deines Bewegungszentrums aktiv – so, als würdest du selbst springen [1]. Leider ersetzt das keine sportlichen Trainingseinheiten, das wäre ja zu schön gewesen.

Noch spannender wird es, wenn du dir anschaust, wie das Gehirn auf handgezeichnete Visualisierungen reagiert: Studien zeigen, dass wir in gezeichneten Linien die Bewegung der Hand erkennen, die sie gemacht hat. Das nennt sich „verkörperte Simulation“ – wir spüren also unbewusst die menschliche Geste, die hinter dem Bild steckt [1]. Also: anschauen ist ein wenig wie selber machen.

Und das funktioniert nicht nur bei Bildern, das funktioniert auch bei Buchstaben. So zeigte eine MEG-Studie [2], dass bereits das Betrachten einzelner Buchstaben unterschiedlich verarbeitet wird, je nach Entstehung: Handgeschriebene Buchstaben rufen eine deutlich stärkere Aktivierung hervor als gedruckte Buchstaben. Das Gehirn scheint also die „Handbewegung“ des Schreibens in der Handschrift mitzudenken – ein Effekt, der bei getippten Buchstaben viel schwächer ausfällt. Vielleicht denkst du wieder daran, wenn du das nächste Mal Weihnachtskarten verschickst oder erhältst. Wenn das nicht ein hervorragender Grund ist, öfter mal wieder von Hand zu schreiben!

Umschlag, Karte und Stift - Visualisierung von speakture
Goldener Pfeil zeigt auf etwas Spezielles - von speakture

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Papier und Stift mit Angaben zu Ort, Zeit, Datum, Personen, visualisiiert von speakture

Handgezeichnete Bilder sprechen dein Gehirn anders an

Die Forschung ist deutlich: Handgezeichnete Formen, Symbole oder Buchstaben aktivieren das motorische System im Gehirn stärker als computergenerierte Grafiken. Diese Hirnaktivität kann man mit einer EEG-Messung feststellen: genau, das mit den Elektroden, die auf den Kopf geklebt werden. Eine Studie mit einer solchen EEG-Messung zeigte, dass beim Betrachten handgezeichneter Bilder der sogenannte Mu-Rhythmus im Gehirn unterdrückt wurde. Das wiederum ist ein klares Zeichen dafür, dass das motorische System mitarbeitet [3].

Anders ausgedrückt: Handgezeichnete Visualisierungen werden nicht nur gesehen, sondern innerlich «mitvollzogen». Zudem reagieren besonders empathische Menschen dabei noch stärker – ihr Spiegelneuronen-System springt schneller an [3].

Das heisst für dich: Wenn du in einem Workshop, einer Präsentation oder im Coaching mit Visualisierungen arbeitest, lohnt es sich, von Hand zu zeichnen – mindestens hin und wieder. Die Wirkung ist nicht nur grösser – sie ist auch emotionaler und bleibender.

Emotionen sichtbar machen – und erlebbar

Bilder mit menschlichen Elementen lösen messbare Reaktionen im Gehirn aus. Wenn du zum Beispiel eine gezeichnete Figur siehst, die Schmerz oder Freude ausdrückt, aktiviert das dein Emotionszentrum – fast so, als würdest du das Gefühl selbst erleben [4]. In der Werbung triffst du das häufig an.  

Dieser Effekt ist besonders wirkungsvoll, wenn du in beispielsweise Change-Prozessen oder emotional anspruchsvollen Situationen arbeitest: Eine einfache Skizze mit einer Figur in einer offensichtlichen Problemsituation kann viel mehr Empathie auslösen als ein beschreibender Text. Und: je sichtbarer die menschliche Emotion ist, desto stärker ist die Wirkung.

Hand, Hirn und Herz visualisiert von speakture

Visualisierungen helfen bei Entscheidungen – besonders wenn sie von Hand gezeichnet sind

Mindestens die Hälfte unseres Gehirns ist direkt oder indirekt mit dem Verarbeiten visueller Reize beschäftigt [5]. Diese Reize werden vom Gehirn zu Bildern zusammengefasst und vereinfacht. Dadurch kann das Hirn die Bilder effizient verarbeiten und basierend darauf Entscheidungen fällen. Ein handgezeichneter Vergleich von zwei Optionen beispielsweise in einem Entscheidungsprozess macht Unterschiede oft viel schneller erkennbar als eine Tabelle. Farben, Grössen, Symbole – sie helfen dem Gehirn, Wichtiges zu erkennen und Unwichtiges auszublenden.

Wie wir oben schon gesehen haben zeigen Studien, dass handgezeichnete Visualisierungen nicht nur leichter verständlich sind, sondern auch emotional stärker verankert werden. Du sprichst mit handvisualisierten Bildern also nicht nur den Kopf, sondern auch das Bauchgefühl an – und das verbessert die Entscheidungsqualität [6].

Eine Skizze eines Plans oder Ablauf, eine Hand zeigt auf etwas. visualisiert von speakture. Wir brauchen morevisuals im Business

Bilder bleiben besser hängen – wenn sie einfach sind

Das Gehirn liebt Einfachheit. Komplexe, detailreiche Darstellungen können zwar beeindruckend aussehen – sie überfordern aber schnell unser Arbeitsgedächtnis. Das gilt auch bei Meetings oder Präsentationen, wo Aufmerksamkeit begrenzt ist.

Dagegen wirken einfache, handgezeichnete Visualisierungen wie Anker: Sie lenken den Blick aufs Wesentliche und helfen dem Gehirn, Informationen besser zu speichern. Der sogenannte «Picture Superiority Effect» beschreibt genau das: Inhalte in Bildform werden besser behalten als reine Worte [7].

Wir verarbeiten Bilder extrem schnell: innerhalb von nur 13 Millisekunden! [8] Zum Vergleich: Durchschnittlich dauert ein Blinzeln zwischen 300 und 400 Millisekunden, also schon fast eine halbe Ewigkeit. Diese blitzartige Verarbeitung unterstreicht die Stärke unseres visuellen Systems: Es erkennt Muster und Kernaussagen im Bild in Bruchteilen einer Sekunde. Unser Hirn ist eine hochfunktionale Muster-Erkennungs-Maschine.

Es lohnt sich deshalb, Informationen visuell aufzubereiten. Gute Visualisierungen nutzen diese Fähigkeit des Gehirns, indem sie Daten oder Konzepte in intuitive Anordnungen und Muster überführen. So können etwa Trends, Ausreisser oder Zusammenhänge auf einen Blick (wortwörtlich) erfasst werden, anstatt längere Tabellen lesen zu müssen. Und wenn wir nun berücksichtigen, dass handvisualisierte Bilder uns stärker aktivieren… Tja, es spricht wirklich vieles für Visualisierungen von Hand.

Quellen

Visuelle Landkarten und strukturierte Flipcharts erstellen mit speakture

Du hast kein Zeichnungstalent? Perfekt!

Das brauchst du zum Visualisieren auch nicht. Lerne die Technik, wie du selber visualisieren kannst. Mit dieser einfachen Methoden machst du bald deine eigenen Skizzen von Hand. 

Buchtipp

Danniel Kahnemann: schnelles Denken, langsames Denken - Buchcover. Gesehen bei speakture.

Nach der Dual-Process-Theorie verfügt der Mensch über zwei Entscheidungswege: ein schnelles, automatisches System 1 und ein langsameres, analytisches System 2. Ein Klassiker von Daniel Kahneman. 

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Fünf Sterne für Visualisierungen von speakture

Über die Autorin

Dana Rulf

Visual Practitioner aus Leidenschaft – und weil es Sinn macht. Seit über zwanzig Jahren bewegt sich Dana Rulf in einer anspruchsvollen internationalen Geschäftswelt, deren Komplexität laufend zunimmt. Als Expertin für Visual Thinking, visuelle Kommunikation, Graphic Recording und Business Visuals vermittelt sie komplexe Sachverhalte auf einfach verständliche und einprägsame Weise mit Hilfe von Bildern. Sie begleitet seit Jahren Führungspersönlichkeiten und Unternehmen dabei, ihre Expertise und Kernbotschaften sichtbar zu machen. Dadurch entsteht Klarheit, welche die Zusammenarbeit erleichtert und zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Zudem lehrt sie alles rund ums Visualisieren an verschiedenen Instituten. Sie ist Mitgründerin und Präsidentin des Branchen-Vereins „Visual Practitioners Switzerland“.

Blog zuletzt bearbeitet: 20.06.2025

Recherche mit Hilfe von ChatGPT, Perplexity und Gemini. Audioumsetzung mit NotebookLM. 

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