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Lesezeit: 5 Minuten

Menschen denken visuell: wie du das im Business-Alltag nutzen kannst

Im heutigen schnelllebigen Geschäftsalltag, geprägt von Informationen und Datenfluten, spielt die visuelle Denkweise eine herausragende Rolle. „Zeigen statt beschreiben“ – so lautet die Devise, um in einer Welt, in der die Aufmerksamkeitsspanne knapp ist, erfolgreich zu agieren. Visualisierungen sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ein mächtiges Werkzeug, um komplexe Ideen zu kommunizieren, Verständnis zu fördern und Entscheidungen zu erleichtern.

Du erfährst in diesem Blog, warum visuelles Denken entscheidend ist, und erhältst praktische, umsetzbare Tipps, wie du diese Fähigkeit effektiv in deinem beruflichen Umfeld nutzen kannst. Ohne irgendwelches «Zeichnungstalent».

 

Der Picture Superiority Effect

Der „Picture Superiority Effect“ (Bildüberlegenheitseffekt) ist ein Phänomen in der kognitiven Psychologie, das besagt, dass Menschen sich besser an Informationen erinnern, wenn diese mit Bildern oder Grafiken präsentiert werden, im Vergleich zu rein textbasierten Informationen. Dieser Effekt deutet darauf hin, dass visuelle Reize eine überlegene Wirkung auf die Speicherleistung haben.

Die Theorie hinter dem Picture Superiority Effect basiert auf der Vorstellung, dass das menschliche Gehirn evolutionär darauf ausgelegt ist, visuelle Informationen effizient zu verarbeiten und zu speichern. Historisch gesehen war die Fähigkeit, visuelle Reize schnell zu interpretieren, für die Überlebensfähigkeit entscheidend, etwa um potenzielle Gefahren oder nützliche Ressourcen in der Umgebung zu identifizieren. So war es, zum Beispiel, essentiell fürs Überleben, den im Gebüsch lauernden Säbelzahntiger früh zu sehen. Die Gene von denen, die den Tiger zu spät sahen, wurden wohl weniger häufig vererbt.

Visuelle Informationsverarbeitung ist evolutionär überlebenswichtig für Menschen. Visualisierung von speakture.

Visuelles Denken ohne Säbelzahntiger

In der moderneren Zeit ohne Säbelzahntiger haben verschiedene Studien gezeigt, dass Informationen, die mit relevanten Bildern kombiniert werden, besser behalten werden als rein textbasierte Informationen. Dieser Effekt erstreckt sich über verschiedene Arten von visuellen Reizen, einschliesslich Diagrammen, Grafiken, Fotos und anderen bildlichen Darstellungen. Tja – unser Gehirn liebt halt Bilder! Hier findest du mehr zur Lovestory von Gehirn und Bild.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Effekte je nach Kontext und individuellen Unterschieden variien. Insgesamt zeigt die wissenschaftliche Literatur eine klare Tendenz zur Überlegenheit von Bildern bei der Informationsverarbeitung und -erinnerung.

Nun, angesichts eines Säbelzahntiger-Mangels – was bringt die Überlegenheit von visuellen Reizen heute?

Der Mensch funktioniert auch heute noch immer visuell. Visuelles Denken ist eine wertvolle Arbeitsweise für dein tägliches Business. Doch was, wenn du von dir selber denkst, dass du kein Zeichnungstalent hast oder sogar komplett Kunst-Talent-frei bist? Nun, die gute Nachricht ist, dass es fürs Visuelle Denken keinerlei Talent braucht und das Visualisieren nichts mit Kunst oder Zeichnen zu tun hat – es ist Kommunikation.

So nutzt du einfach und umsetzbar Visualisierungen in deinem Business-Alltag

Deshalb findest du hier einige Möglichkeiten, wie du visuelles Denken jetzt in deine Arbeit integrieren kannst, und zwar noch heute. Jetzt, eigentlich, sobald du fertiggelesen hast. Nimm zur Sicherheit schon mal einen Stift und ein Stück Papier zur Hand.

1. Keep it simple – halte es einfach

Du kannst ein Strichmännchen zeichnen, oder? Strich, Kreis, Strich, Strich, fertig. Beginne mit einfachen Symbolen wie Strichmännchen und Pfeilen, um Rollen, Interaktionen und Auswirkungen darzustellen. Suche online nach einfachen Business-Symbolen, die du verwenden kannst, und übe sie – du wirst erstaunt sein, wie schnell du sie beherrschst. Menschen schaffen automatisch Bedeutung, denn unser Gehirn ist eine Muster-Erkennungsmaschine (mehr dazu hier: Visual Thinking: was es ist und warum es so wertvoll ist). Das bedeutet, dass du mit weniger und einfachen Symbolen verschiedene Bedeutungen schaffen kannst. Eine Weltkugel könnte global, international oder Zusammenarbeit bedeuten. Füge einfach das Wort neben das Bild hinzu, und du kannst die Bedeutung leicht ändern.

2. Binde dein Team mit ein

  Du musst nicht die Expertin sein. Gib die Stifte an dein Team weiter und fordere sie heraus, ihre Ideen zu zeichnen. Stelle Fragen wie „Wie sähe das aus?“, um die Leute in Gang zu bringen. Ganz wichtig: es ist verboten, die Zeichnungen von anderen zu beurteilen. Konzentriere dich lieber auf das gemeinsame Verständnis als auf die Qualität der Visualisierung. Es geht um die Idee (Inhalt), nicht um die Kunst (Form, Umsetzung)

Einfache Icons und Symbole für den Einstieg ins visuelle Denken mit speakture

3. Verwende Vorlagen

 Es gibt viele Vorlagen online für spezifische Situationen, z. B. eine SWOT-Analyse, ein Projektplan  oder eine kreative Ideensammlungs-Sitzung. Die Vorlage bietet die Struktur für visuelles Denken, die dein Team nutzen kann, um ihre Beiträge zu leiten.

Der Vorteil der Integration von Vorlagen im Bereich visuelles Denken im Arbeitsalltag: es bietet klare Strukturen, fördert die Klarheit in der Informationspräsentation und spart Zeit durch einen vorgegebenen Ausgangspunkt. Zudem gewährleistet die Verwendung von Vorlagen Konsistenz in der visuellen Darstellung, was besonders wichtig ist, wenn komplexe Konzepte oder Prozesse regelmässig visualisiert werden müssen und viele Personen und Teams involviert sind.

4. Mache es zu einem Teil deiner täglichen Routine

 Suche nach Gelegenheiten, visuelles Denken in Teammeetings, Schulungssitzungen und Notizen bei Konferenzen einzubeziehen. Halte die Agenda für Besprechungen in visueller Form fest oder bitte dein Team, Visuals für die Aktionspunkte als Ergebnis einer Sitzung zu erstellen. Gibt es Themen, die immer wieder auftauchen in deinen Meetings? Suche ein passendes Icon dafür und nutze das immer, wenn es um dieses Thema geht. Oder gibt es bestimmte Agenda-Punkte, die sich immer wiederholen, zum Beispiel «Fragen», «das stellen wir für den Moment auf den Parkplatz», «Wo gibt es Herausforderungen, die Hilfe brauchen»? Jeder dieser Punkte kriegt ein eigenes Icon oder Symbol, das dann auch ausserhalb des Meetings verwendet werden kann.

5. Investiere in Weiterbildungen

Mache einen Kurs in Sketchnoting oder visuellem Denken, um die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen zu erlangen, die du benötigst, um mit dem Visualisieren zu beginnen. Du findest, das ist wirklich nichts für dich? Frage in deinem Team – die Chance ist gross, dass jemand schon lange mit dem Thema Visualisieren geliebäugelt hat und begeistert ist, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen. Oder – nur mal wild gedacht – wieso nicht mit dem ganzen Team einen Visualisierungs-Workshop machen? Vielleicht gerade noch mit einem Team-Event verbinden? Grossartig!

6. Nutze digitale Tools

Du liebst digitale Tools und findest Stift und Papier etwas altmodisch? Passt! Der Visualisierung ist es egal, ob sie auf analogem Papier oder digitalem Whiteboard entsteht. Der Gedanke dahinter zählt. Nutze digitaler Tools für visuelles Denken, wie zum Beispiel Tablet-Apps oder Online-Plattformen. Diese ermöglichen eine flexible Zusammenarbeit in Echtzeit, besonders wenn Teams geografisch verteilt sind. Sketchnoting-Apps oder Whiteboard-Tools bieten vielseitige Möglichkeiten für kreative Darstellungen.

7. Erstelle deine To-Do-Listen visuell

Aus einer langweiligen To-Do-Liste eine visuelle Ta-Dah!-Liste machen mit speakture

Erstelle visuelle To-Do-Listen, um Aufgaben und Prioritäten zu organisieren. Statt herkömmlicher Listen könnten einfache Symbole oder Skizzen verwendet werden, um den Fokus zu verdeutlichen. Dies erleichtert die Verwaltung von Aufgaben und fördert die Umsetzung. Ehrlicherweise gehen die To-Dos wahrscheinlich nicht schneller von der Hand – gleichzeitig macht es irgendwie dennoch mehr Spass, sich die To-Do-Liste anzuschauen und zu einer Ta-Dah!-Liste zu machen.

8. Übe und nutze Visualisierungen regelmässig

Übung macht die Meisterin. Ermutige Teammitglieder zur regelmässigen Praxis des visuellen Denkens. Dies kann durch kurze Schulungen, gemeinsames Visualisieren oder den Austausch von visuellen Notizen in einem Team-Chat erfolgen. Eine kontinuierliche Praxis fördert die Entwicklung von visuellen Denkfähigkeiten im Team. Moment – denkst du jetzt vielleicht, das habe ich doch unter Punkt 4 bereits gelesen? Ja. Richtig (gutes Gedächtnis, übrigens). Es steht hier nochmals, weil es enorm wichtig ist. Visualisieren heisst kommunizieren, und es braucht (gerade am Anfang) einfach Übung. Es ist wie damals, als du Schreiben gelernt hast, das brauchte auch seine Zeit.

Pro-Tipp: Es tun. Und nochmals. Und nochmals. Wichtig: Spass haben dabei!

Fazit

Die Integration von visuellem Denken in verschiedene Aspekte der täglichen Arbeit kann die Kreativität, Kommunikation und Effektivität im Team deutlich steigern. Zudem wirst du feststellen, dass dein Gehirn anfängt, andere Wege zu gehen und mit neuen Ideen aufwartet. Doch dazu mehr in einem anderen Blog. Für den Moment einfach das: fang an einem kleinen Punkt an mit dem Visualisieren und schau, was dann passiert.

Abkürzung zum Visualisieren?

Das klingt doch grossartig! Finde ein passendes Datum für deinen Sketchnotes Basics Workshop und werde teil der #morevisuals community.

Veröffentlicht: 17.01.2022
Zuletzt bearbeitet: 17.08.2023

Über die Autorin

Dana Rulf

Visual Practitioner aus Leidenschaft – und weil es Sinn macht. Seit über zwanzig Jahren bewegt sich Dana Rulf in einer anspruchsvollen internationalen Geschäftswelt, deren Komplexität laufend zunimmt. Als Expertin für Visual Thinking, visuelle Kommunikation, Graphic Recording und Business Visuals vermittelt sie komplexe Sachverhalte auf einfach verständliche und einprägsame Weise mit Hilfe von Bildern. Sie begleitet seit Jahren Führungspersönlichkeiten und Unternehmen dabei, ihre Expertise und Kernbotschaften sichtbar zu machen. Dadurch entsteht Klarheit, welche die Zusammenarbeit erleichtert und zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Zudem lehrt sie alles rund ums Visualisieren an verschiedenen Instituten. Sie ist Mitgründerin und Präsidentin des Branchen-Vereins „Visual Practitioners Switzerland“.

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